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Ein erhaltenswertes Stück Salzstetter Geschichte. Ein Verein fördert das alte Schlössle – Wie kam es zum Förderverein?

Alles hat seinen Anfang. Wie begann die Geschichte des Salzstetter Schlössles der „Neuzeit“? Es ist es erforderlich, etwas auszuholen und die Zeit vor dem Förderverein zu beleuchten.

Im Jahr 1974 beginnt für die damals noch selbständige Gemeinde Salzstetten, das „Schlössle“ ein „Vorgang“  zu werden. In diesem Jahr erwarb die Gemeinde das alte Gebäude von Hebamme Magdalena Dettling. Bereits damals ist der Zustand des Gebäudes äußerst schlecht gewesen. Es wurde unter Denkmalschutz gestellt. Verschiedene Anfragen der Gemeinde ergingen dann an das Landesdenkmalamt wegen Zuschüssen. Sie führten zu keinem Erfolg, weil eine entsprechende Nutzung nicht erwogen worden war und deshalb darüber keine Angaben gemacht werden konnten.

Es kam jedoch eine Initiative zum Erhalt des Schlössles in Gang. Grund dafür war die 900-Jahr-Feier des Orts im Jahr 1985. In der allgemeinen und umfassenden Vorbereitung dieses herausragenden Dorffestes erinnerten sich geschichtsbewusste Bürger des historischen Gebäudes, der ehemaligen Schlossanlage. Sie fristete bis dahin einen Dornröschenschlaf und mancher Einwohner wusste nicht, dass es in Salzstetten ein Schloss gibt. Es entstand nun eine Bürgeraktion unter Albert Hug, dem Vorsitzenden des örtlichen Verschönerungsvereins. Von zahlreichen Mitgliedern wurde er unterstützt, Bürger von Salzstetten, aber auch durch den damaligen Ortsvorsteher Eberhard Armbruster, der in späteren Jahren sein Geschichtsinteresse noch auf ganz andere Art unter Beweis stellen sollte. Um Malermeister Alfred Randecker sammelten sich Helfer, die 286 Arbeitsstunden leisteten. Buckelquader und Natursteine wurden freigelegt, der Putz ausgebessert, Fenster und Türen repariert und die Außenfassade neu gestrichen. Ein Stundenverzeichnis der Arbeitseinsätze mit Namen liegt darüber heute noch vor.

So präsentierten die Bürger „ihr Schlössle“ zur 900-Jahr-Feier 1985. Dieses feierliche Ereignis wirkte, auf das Schlössle bezogen, weiter. Auf einmal rückte das Schlössle als historische Gegebenheit wieder ins Bewusstsein der Einwohner. Zum anderen blieb aus dem Festerlös ein Betrag übrig, der im weiteren Verlauf der Entwicklung des Schlössle zugute kam.

Das Schlössle war in Salzstetten wieder ein Thema geworden. Das führte 1986 dazu, dass der Ortschaftsrat den Entschluss fasste, das alte Haus mit seiner geschichtsträchtigen Vergangenheit komplett zu renovieren. Nun bestand jedoch die Auflage, da denkmalgeschützt, vor einem Umbau eine Bauuntersuchung durchzuführen. Diese war mit 25.000 Mark veranschlagt. Woher sollte diese Summe kommen? Die Finanzlage der Gemeinde Waldachtal ließ keinerlei Mittel zu, 30 Prozent übernahm das Denkmalamt. Der Restfond der 900-Jahr-Feier, Spendenaufrufe an die Bevölkerung sowie Sitzungsgelder der Salzstetter Ortschafts- und Gemeinderäte ergaben 10.650 Mark. Dann kam vom damaligen Ortsvorsteher Eberhard Armbruster der Gedanke einer Schlössle-Hocketse auf, um weiteres Geld zu erlangen. Gleichzeitig entstand die Idee zu einem Heimatmuseum, als eine Nutzung nahm konkrete Formen an. Bei der Schlössle-Hocketse, die am 13. und 14. August 1988 stattfand, hatte der stellvertretende Ortsvorsteher Siegfried Kreidler die Begrüßungsansprache zu halten – Eberhard Armbruster hatte einige Wochen zuvor als ehemaliger Ortsvorsteher den Arbeitsplatz gewechselt. Kreidler sagte dabei, dass in der Bevölkerung die Meinungen zum Schlössle auseinander gehen. „Ob die Entscheidung, das Schlössle zu renovieren, richtig oder falsch war, lassen wir dahingestellt. Vielleicht werden es unsere Nachkommen zu danken oder zu schätzen wissen.“ Eine Bemerkung, die heute im Jahre 2006 ganz anders zu bewerten ist als noch vor 18 Jahren. Zukunftsweisend waren die Worte allemal.

Immerhin, die Salzstetter Hocketse für die Renovierung des Schlössle machte die einheimischen Menschen mobil. Sie feierten bei strahlendem Sonnenschein. Und Geld kam in die Kasse. Hervorhebenswert die Tat vom Veteranenverein, der sich auch dem Erhalt des Baudenkmals verpflichtet fühlte. Sein Sprecher Franz Kaupp übergab allein 1000 Mark „für den guten Zweck“. Nebenbei sei’s bemerkt: Der neue Ortsvorsteher und Nachfolger von Eberhard Armbruster – mit Namen Wolfgang Fahrner – nützte die Schlössle-Hocketse, um sich zum ersten Mal der Salzstetter Öffentlichkeit zu zeigen. Er tauchte als „verlobter Junggeselle“ auf und erhielt für seine Begrüßungsansprache viel Beifall. Diese erste Begegnung mit seinem neuen Wirkungsort legte in Wolfgang Fahrner einen „Schlössle-Virus“. Dieser begleitete den ab 1. September 1988 tätigen Ortsvorsteher von Salzstetten bis zum heutigen Tage.

Das war 1988. Es vergingen weitere Jahre. Das Schlössle schien wieder in einen Dornröschenschlaf zu verfallen. Doch die im März 1988 in Auftrag gegebene „Bauhistorische Untersuchung“ lief. Sie wurde 1990 vom Architekturbüro Robert und Barbara Crowell, Karlsruhe, durchgeführt, eine Empfehlung des Landesdenkmalamts Baden-Württemberg, Außenstelle Karlsruhe. Es war erforderlich, das Gebäude in seiner Substanz samt den vorhandenen Bauschäden eingehend zu analysieren. Danach konnte ein Nutzungskonzept ausgearbeitet werden. Doch nach dieser „Vorarbeit“, die 1992 als Dokumentation vorlag, ließ man das Schlössle wieder ruhen. Bis es alleine auf sich aufmerksam machte.

Ein Anlieger bemerkte im Frühsommer 1997, dass sich der Zustand des Schlössle stark verschlechtert hätte. Am Nordgiebel wurden erheblich Schäden festgestellt. Teile der Gefachausmauerung waren lose und drohten abzustürzen. Die Giebelwandschwelle war in großen Teilen verfault, die Wandschweller war stark beschädigt und zerfressen. Die gesamte Giebelwand senkte sich. Es bestand die Gefahr, dass Wandteile in den darunter liegenden Hof stürzen und dass die gesamte Giebelwand abstürzt und zugleich ein Teileinsturz des nördlichen Dachteils erfolgt. Das stellte die Prüfstelle für Baustatik beim Landratsamt Freudenstadt fest. Sie war vom Gemeindeverwaltungsverband Dornstetten als untere Denkmalbehörde beauftragt worden. Eine Kette war in Bewegung gekommen: Ortsvorsteher – Ortschaftsrat – Gemeindeverwaltungsverband. Eine gewisse Dramatik stellte sich ein.

Bei einer Besprechung am 24. September 1997 der Beteiligten einschließlich des Landesdenkmalamts wurde die Notsicherung durch innere und äußere Absprießung und weitere Sicherungsmaßnahmen einschließlich der Notverkleidung des Giebeldreiecks besprochen. Ein ersatzloser Abbruch des Giebels und des Dachstuhls war aufgrund der Denkmaleigenschaft des Gebäudes nicht möglich. Genauso bestand das Gebot, alle Änderungen, die den Abbau oder den Abbruch weiterer Bauteile zur Folge hätten, mit der unteren Denkmalbehörde und mit dem Landesdenkmalamt Baden-Württemberg abzustimmen. Wegen akuter Einsturzgefahr duldeten die erforderlichen Sicherungsmaßnahmen keinen Aufschub.

Salzstettens einziges Bau- und Kulturdenkmal geriet wieder in die öffentliche Diskussion. Am 22. September 1997 befasste sich der Ortschaftsrat ausführlich mit dem Schlössle. Es gab Stimmen für den Abbruch, es gab Stimmen für den Erhalt. Hierbei regte der seinerzeitige Gemeinderat Jürgen Erath an, einen Förderverein zu gründen, der dann weitere Maßnahmen initiativ unterstützen könne. Dies würde auch dazu beitragen, dass das Landesdenkmalamt bereit sei, sich finanziell erheblich an den Kosten für Sanierungsmaßnahmen zu beteiligen. Damit war erstmals der „Gedanke Förderverein“ ausgesprochen. Jürgen Erath hatte mit seinem Hobby als Heimatforscher die Entwicklung um das Horber Kloster verfolgt, das auch baufällig war und abgebrochen werden sollte. Die Instanz „Gemeinderat Waldachtal“ behandelte den „Bauzustand des historischen Schlössle“ am 7. Oktober 1997. Zu diesem Zeitpunkt waren die notwendigen Sicherungsmaßnahmen per Eilentscheidung bereits in Auftrag gegeben: 8.855 Mark kosteten sie. In der Diskussion ging es im Gemeinderat auch hin und her. Abbruch oder Erhalt: beide Pendel schlugen in der Debatte aus. Immer wieder wurde laut, dass Finanzmittel für eine Sanierung nicht zu verantworten seien, andere Pflichtaufgaben der Gemeinde, die nötig sind, wurden damit auf Jahre hinaus blockiert. Das Gebäude Schlössle, vor der Gemeindereform von der damaligen Gemeinde Salzstetten erworben, wurde gar „als Klotz am Bein der Gemeinde Waldachtal“ bezeichnet.

Bürgermeister Heinz Hornberger sah eine Chance für die Sanierung nur dann, wenn das Land oder ein anderer Träger, sprich Förderverein, bereit sei, die vollen Kosten zu übernehmen. Es wurde schließlich angeregt, vor der Beschlussfassung über einen Abbruch zunächst zu ermitteln, welche Kosten für den Abbruch anfallen würden. Außerdem sei über eine Nutzung des Gebäudes „noch nicht intensiv nachgedacht und gesprochen worden“. In diesem Zusammenhang wird (auch hier) angeregt, einen Förderverein für die Erhaltung des Gebäudes ins Leben zu rufen. Gemeinderat Rul Jetter nahm die Position als Heimatpfleger ein und bat, vom Landesdenkmalamt einen Bescheid bezüglich der Finanzierungsmöglichkeit zu erbitten. Danach wurde das Thema nochmals an den Ortschaftsrat Salzstetten verwiesen.

Ein Leserbrief und Presseberichte sorgten dafür, dass das Thema Schlössle weiter „am Kochen“ gehalten wurde, ehe der Ortschaftsrat Salzstetten am 20. Oktober 1997 das Schlössle wieder auf der Tagesordnung hatte. Da wurde der Sachverhalt von Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner vor dem Gremium von Anfang an nochmals ausgebreitet. Ableitend vom groben Nutzungskonzept, welches im Untersuchungsbericht vom Büro Crowell aufgeführt war – von einem Heimatmuseum war da die Rede – wurde mitgeteilt, dass man jetzt bei Sanierung und Nutzbarmachung von rund einer Million Mark auszugehen habe. „Das ist Fakt“ hieß es. Die Frage sei, wie es weitergehen könne. Ortschaftsrat Nikolaus Welle brachte unter den zahlreichen Wortbeiträgen den Vorschlag ein, zunächst die Kosten mit einem fachkundigen Architekten zu untersuchen. Da wurde Architekt Laubis aus Horb genannt. Zu diesem Zeitpunkt ahnte noch niemand, dass die spätere Zusammenarbeit mit Regierungsbaumeister Albrecht Laubis zu einem Glücksfall für das Schlössle und den Förderverein überhaupt werden sollte. Der Kontrast zu den Meinungen im Gremium wird deutlich, wenn noch berichtet wird, dass vor Welles Wortmeldung von einem Ortschaftsrat gesagt wurde, dass er zum Thema Schlössle innerhalb der Bevölkerung von Salzstetten keinerlei Interesse sehe.

Es erfolgte danach eine Korrespondenz mit dem Landesdenkmalamt seitens der Ortschaft, die kein befriedigendes Ergebnis brachte. Denn es fehlte einfach ein schlüssiges Nutzungskonzept: Was soll mit dem Bau- und Kulturdenkmal Schlössle konkret passieren? war die allgegenwärtige Frage. Am 16. März 1998 wollte man die Sache im Ortschaftsrat Salzstetten nochmals „kurz anschneiden“. Da wurde mitgeteilt, dass seitens der Vereine keine Initiativen erkennbar seien – man wollte ja die Salzstetter Vereine nicht außen vor lassen. Der Einzige, der „die Flagge hochhalte“, sei der Vorsitzende vom Verschönerungsverein, Albert Hug. Es wurden nochmals Entscheidungsgrundlagen gefordert. „Ohne Architekt kommen wir nicht weiter“, stellte Ortschaftsrat und zugleich Gemeinderat Siegfried Kreidler fest und auch von anderer Seite wurde Architekt Laubis vorgeschlagen – wie in der zurückliegenden Ortschaftsrats-sitzung vom vergangenen Herbst. Der Vorgang Schlössle „kam nun nicht mehr in die Schublade“, wie es Ortsvorsteher Fahrner formulierte und am 13.Juli 1998 fand dann ein Gespräch mit Architekt Albrecht Laubis statt. Neben Ortsvorsteher Fahrner nahmen daran sechs Bürger teil: Jürgen Erath, Thomas Fischer, Klaus Gebauer, Albert Hug, Rul Jetter und Otto Singer. Zunächst besichtigte man das Schlössle, dann wurde beraten. Architekt Laubis betonte, die einzig sinnvolle Maßnahme sei, für dieses Objekt einen Förderverein zu gründen. Ferner wurde Laubis gebeten, die Kosten eines Abbruchs denen einer Gesamtsanierung gegenüber zu stellen. Ein weiteres Gespräch mit Architekt Laubis folgte am 7. September 1998. Hier war neben Ortsvorsteher Fahrner auch Bürgermeister Hornberger anwesend, außerdem sieben weitere (männliche) Personen.

Wieder kamen die Kosten zur Sprache: Die Bestandssicherung zuzüglich Baunebenkosten, einerlei welche Nutzung, würde den Betrag von 860.000 Mark erforderlich machen. Ein Neubau des Gebäudes würde Kosten von rund 1,1 Millionen Mark verursachen. Die Abbruchkosten und die damit verbundenen Instandsetzungskosten am Nachbargebäude werden auf 100.000 Mark geschätzt.

Dann heißt es , der einzig denkbare und gangbare Weg ist die Gründung eines Fördervereins. Ein Förderverein würde maximale Zuschüsse im Bereich von 80 Prozent bekommen. Es wird beschlossen, die Gründung eines Fördervereins tatkräftig ins Auge zu fassen. Zum Thema Nutzung soll demnächst vereinsübergreifend diskutiert werden. Ortsvorsteher Fahrner und Architekt Laubis reichen bis 15. Oktober (Fixtermin!) einen Zuschussantrag beim Landesdenkmalamt ein, um Erhaltungsmaßnahmen am Gebäude für das folgende Jahr auf den Weg zu bringen. Laubis in die Runde: „Substanzsicherung kriegen Sie hin!“.

Der Weg hin zu einem Förderverein wurde dann bei einer Vereinsbesprechung am 29. Oktober 1998 vollends eingeschlagen. Nach den Darlegungen wegen Nutzung und Finanzierung werden die Anwesenden direkt gefragt, ob sie bei einem Förderverein mitarbeiten würden. Von elf Salzstetter kamen neun Zusagen. Übrigens, bei dieser Zusammenkunft werden bezüglich Nutzung Vorschläge für Vereinsnutzungen gemacht: Kleinkunst mit Museum, Vorspielräume, Forum für Hobby- und Kleinkünstler und Sammler. Auch der Vorschlag „Trauzimmer“ fällt.

Bei einer Besprechung am 7. November 1998 wurde nach der Besichtigung des Schlössle des Thema Förderverein konkret erörtert. Architekt Laubis stützte sich auf seine Erfahrungen und regte an, Arbeitskreise zu bilden: Bau, Finanzen (Spenden), Nutzung/Organisation, Festausschuss, Öffentlichkeitsarbeit mit Pressesprecher. Die Erstellung einer Satzung wurde an zwei Anwesende delegiert. Bei der wenige Tage später stattfindenden Versammlung des Verschönerungsvereins war das Thema Förderverein auch dran. Rund 20 Interessenten haben da bekundet, in einem Förderverein mitzuwirken, um zum Erhalt des Schlössle beizutragen.

Eine weitere Zusammenkunft der „Projektgruppe Schlössle“, wie sie sich jetzt nannte, erfolgte am 5. Dezember 1998. Da wurde am Text zur Satzung gefeilt. Einen weiteren Schritt in Richtung Gründung des Fördervereins tat man am 29. Januar 1999: Satzung, Nutzung, Vereinsgründung – das waren die Besprechungspunkte. Einen Fahrplan zur Vereinsgründung legte die Projektgruppe fest – es war jetzt ein fester Personenkreis mit acht bis neu Beteiligten, die sich später alle im Vorstand und Beirat wiederfinden sollten. Die Vereinsführung und die Positionen im Verein wurden behandelt. Vorbereitende Zusammenkünfte folgten am 11. März, am 9. und 21. April und am 20. Mai. Alles hat die „Interessengemeinschaft Schlössle Salzstetten“ so firmierte man jetzt – vorbereitet. Der Programmablauf steht, eine Pressekampagne, Wochen zuvor gestartet, soll informieren und mobilisieren. Die Zeit war reif, einen Förderverein aus der Taufe zu heben und mit Hilfe des Landesdenkmalamts das Schlössle zu erhalten und zu sanieren und einer bürgergemäßen und sinnvollen (ortsbereichernden) Nutzung zuzuführen. Am 10. April 1999 findet bereits eine Aufräumaktion im Schlössle statt, die vom Landesdenkmalamt befürwortet wird.

Am 26. April 1999 wird der Ortschaftsrat Salzstetten über die vorgesehene Gründung am Samstag, 22. Mai informiert. Von der Ortschaftsverwaltung werden die Aktivitäten zur Gründung eines Fördervereins „Salzstetter Schlössle“ nachhaltig unterstützt und begrüßt.

Einladungen werden von der Gemeinde Waldachtal versandt mit zwei Unterschriften der Interessengemeinschaft neben denen von Bürgermeister und Ortsvorsteher. Sie gehen an Ortschafts- und Gemeinderäte, Mitglieder des Seniorenclubs und zahlreiche Vertreter des öffentlichen Lebens.

Dann kam der 22. Mai und die Gründungsversammlung im Gemeindesaal Salzstetten. Sie war erfolgreich. Es gab 58 Beitrittserklärungen von 74 Besuchern. Auch Bürgermeister Hornberger trat bei – gar als erstes Mitglied wurde er registriert. Auch Architekt Laubis unterschrieb eine Beitrittserklärung, was als besondere Geste der Solidarität bewertet wurde. Der Name des Vereins offiziell: Förderverein Salzstetter Schlössle e.V.“

Zum Vorsitzenden wurde Eberhard Armbruster gewählt. Er meinte zur Gründungsversammlung: „Ich bin zufrieden“. Vereinszweck ist es, das ehemalige Schloss in der Hauptstraße 49 in der Dorfmitte vor dem drohenden Einsturz oder vor dem Abbruch wegen Einsturzgefahr zu retten, ferner das Gebäude zu erhalten und es einer Nutzung für kulturelle Zwecke der Allgemeinheit zuzuführen. So steht es in der Satzung. Diese wurde von Ortsvorsteher Wolfgang Fahrner vorgestellt. Ohne Diskussion wurden die zwölf Paragraphen von der Versammlung einstimmig genehmigt. Bürgermeister Hornberger stellt fest, dass das Thema Schlössle ihn begleite seit er vor 25 Jahren Bürgermeister in Waldachtal geworden sei. Nun sei aber etwas geschehen, was einmalig sei, meint der Gemeindechef weiter. Es hätten sich Leute gefunden, die nicht nur geschichtsbewusst, sondern auch engagiert seien. Hornberger proklamierte: „Die Gemeinde steht hinter der Sanierung“. Es handle sich hier um eine zukunftsorientierte Aufgabe, schließlich sei das Schlössle das einzige schutzwürdige Gebäude der Gemeinde Waldachtal.

Als noch Sprecher der Interessengemeinschaft Schlössle referierte Eberhard Armbruster die Ziele des Fördervereins. Trotz einiger Sanierungsanläufe in der Vergangenheit sei das Schlössle heute renovierungsbedürftig wie nie zuvor, in Teilen sogar einsturzgefährdet. In die Kontroverse um Abreißen und Erhalten habe sich eine Interessengemeinschaft zusammengetan mit dem Ziel, das Schlössle zu erhalten, weil es der Ursprung von Salzstetten ist und die Salzstetter Heimatgeschichte mitgeprägt hat. Man könne solche Zeugnisse des Schaffens und Wirkens unserer Vorfahren nicht einfach zerfallen lassen. Armbruster betonte die Notwendigkeit, die Interessengemeinschaft jetzt in einen Verein überzuführen. Ein Verein bilde die Voraussetzung für die rechtliche Handlungsfähigkeit. Dazu kommt, dass die Förderrichtlinien des Landesdenkmalamts im Falle privater Vereinsinitiativen greifen.

Dann wurde noch mitgeteilt, dass Architekt Albrecht Laubis für die Bestandssicherung einen Betrag von 490.000 Mark ermittelt hat, die Nutzbarmachung erfordere weitere 400.000 Mark. Somit sei mit Gesamtkosten von rund einer Million Mark zu rechnen. „Denkmals-Architekt“ Albrecht Laubis sprach auch in der Gründungsversammlung und machte den Anwesenden Mut. Das Salzstetter Schlössle sei ein erhaltenswertes Stück Salzstetter Geschichte. Laubis stützte sich auf die Erfahrungen mit dem Klosterverein Horb, bei dem er mitarbeite und bei dem zu Anfang wenige Engagierte das Fundament und das Konzept geschaffen haben. Der Förderverein würde viel Arbeit auf sich laden. Laubis: „Viele Zwänge liegen in der Bausubstanz. Vom Denkmalpflegerischen her muß einiges erhalten bleiben, da bestehen historische Vorgaben. Kreativität wird gefragt sein, und die wird uns über die ganze Bauzeit verfolgen.“ Dann weiter:“ Die unterschiedlichen Nutzungen in der Vergangenheit und auch in der Zukunft machen den Reiz des Schlössles aus. Sie werden sehen, das Schlössle ist nachher, wenn es fertig ist, ein Juwel“. Es gab Beifall für die interessanten Ausführungen von Architekt Laubis, es waren die Worte auf den Weg für die Arbeit des Fördervereins.

Soweit die Berichterstattung, wie es zum Förderverein Salzstetter Schlössle kam, nicht vergleichbar mit einem anderen Verein in Waldachtal.

20. Mai 2006 – ein Eckdatum. Jetzt sind wir sieben Jahre weiter. Das Schlössle ist saniert, ist umgestaltet – außen und vor allem innen. In 85 Ausschuss-Sitzungen (ebenso viel wie beim Horber Klosterverein) befasste sich der Vorstand und Beirat mit seinem Schlössle, unzählige Besprechungen und Beratungen liefen vor Ort an der Baustelle mit den Handwerkern, mit den Verantwortlichen vom Denkmalamt. Die Finanzierung wurde geschultert und bewältigt, zum Teil mit Schmerzen bis heute, die Überraschungen im Gebäude wurden ausgehalten, die Motivation blieb bestehen. Über 3.000 Stunden Eigenleistungen wurden vom Verein erbracht. Jürgen Erath, der „Bauleiter“ und Otto Singer ragen als Bauarbeiter-Tandem heraus. Auch Bürger halfen tatkräftig mit. Allen gilt Anerkennung und Respekt. Die Öffentlichkeit wurde auf dem laufenden gehalten, wie es um den Förderverein und die Entwicklung mit den Sanierungsmaßnahmen beim Schlössle steht. Die Tageszeitungen berichteten: Seit der Gründung 1999 bis heute sind im „Schwarzwälder Bote“ und in der „SÜDWEST PRESSE“   139 Berichte erschienen – eine aktive Öffentlickeitsarbeit.

Die Hoffnungen und Wünsche begleiten das sanierte Schlössle. Das umgebaute Gebäude soll Mittelpunkt im Dorf von der baulichen Seite aus sein, aber auch Mittelpunkt für manche Begegnung und zwischenmenschliche Beziehung. Vielleicht darf der Vergleich mit einer Wurzel, gleichsam einer Dorfwurzel, herhalten. Der einstige Landadelsitz hat sich in diesem Gebäude trotz aller Veränderungen körperlich erhalten. Stefan Zeig sagte einmal: „Wer seine Wurzeln nicht kennt, kennt keinen Halt“. Das Schlössle als ältestes Gebäude von Salzstetten, eventuell auch von Waldachtal, kennt nun bald –hoffentlich- jeder Waldachtaler. Mag er in diesem Gebäude durch die Veranstaltungen – kultureller oder privater Art auch ein Stückchen Halt, sei es nur für Augenblicke und Stunden, in der Gemeinschaft und in sich mit einem beglückenden Erlebnis finden.

Von Rul Jetter

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